Das Weber Violano ist das musikalisch feinste und differenzierteste Instrument, das die Firma Weber hergestellt hat.
das Modell Violano wurde etwa ab 1905 und bis 1930 hergestellt, und war für Salons der Wohlhabenden oder auch für die Stummfilmbegleitung in Kinos und Café- Häusern gedacht.
Es wurden wahrscheinlich mehr als einhundert Exemplare hergestellt, jedoch existieren weltweit nur noch 7 Instrumente.
Das Violano hat ein komplettes Klavier mit einem Register Violinenpfeifen (32 Pfeifen), welche 2 Schwelljalousien und einen Vibrato besitzen.
Die Wirkung erzielt das Instrument durch seine täuschend echt klingende Violine, die mit speziellen Pfeifen erzeugt wird und durch verschiedene Maßnahmen in der Lautstärke und in der Betonung nuancieren können und letztlich mit besonderen Arrangements, die durch die sehr große Skala von 106 Tonstufen (Papierbreite 432 mm) der Musik und Ausdruck alle Möglichkeiten bietet.
Das Violano wurde zum klanglichen Meisterstück von Weber, und machte durch seine perfekte Violinenimitation die Waldkircher Orchestrione weltberühmt.
Das Instrument besitzt folgende Seriennummern:
Instrumenten und Auftragsnummer von Weber Nr 2041 Bj 1920.
Serien Nr. der Klavierraste von Feurich 36640, die demnach im erstem Halbjahr 1921 hergestellt wurde
Die Abmessungen 187 cm Breite 85 cm Tiefe 259 cm Höhe ( mit Aufsatz 270 cm)
Laut Liefer und Bestellungsbuch von Weber ist das Violano am 14.1.1922 bestellt,
und Anfang März 1922 an Signore Celeste Capitelli in Bedonia in der Provinz Parma geliefert worden.
Für 13000,- Lire im gegenwert von 8000,- Mark Inklusiv 10 Notenrollen, mit Walzer, Märschen, Foxtrott und Italienische Opern.
Der Eigentümer Celeste Capitelli (1882-1928) war ein Geschäftsmann, der in Bedonia eine Spedition besaß, aber auch in den U.S.A einen Wohnsitz hatte und dort im Glücksspiel-geschäft tätig war.
Es wurde vor Jahrzehnten zerlegt und war in dem, am Ende unbewohnten Anwesen Capitelli, auf den Speicher und Haus verstreut.
In der Villa Capitelli in Bedonia ist das Instrument bis 2005 gestanden.
Ein hohes Instrument mit klaren Linien, die ein wenig an dem Empire Stil angelegt sind, mit intakten Spiegeln in den Notentürchen und der mittleren Füllung des Oberkastens.
Der Kasten ist eichenfurniert und mahagonirot gefärbt.
Der Kasten musste gründlich überarbeitet werden.
Die vielen Schrammen, Druckstellen und Kratzer sowie durch Feuchtigkeit abgelöste Furniere mussten in zeitaufwändiger Arbeit beseitigt werden, auch die zum teil stark verzogenen Teile entspannt und eingepasst werden.
Einige fehlende Teile wurden nachgefertigt und der fehlende Aufsatz im Orginalstil nachgebaut.
Nach sorgfältigem nachfärben der neuen und bearbeiteten Holzteile ist der gesamte Kasten mit einer Schellack Mattierung versehen worden.
Der größte Aufwand erfordert das Windladensystem mit der zweiteiligen Lade im Hauptwerk und der Vor- und Hauptlade im Oberkasten für die Violinen.
Die Laden wurden nach der Aufarbeitung komplett neu belegt mit Ventilen, Membranen, Holzscheiben, Gewindestangen und Messingabdeckungen, ca. 1600 Teile, die bearbeitet und erneuert wurden und auf ½ zehntel Millimeter genau justiert wurden.
Die Ventilkonterdeckel wurden vernickelt, so dass eine erneute Oxidation durch das hygroskopische und leicht saure Leder deutlich herausgezögert wird.
Violinlade, Kasten und Schweller sind überarbeitet, 32 Vor- und Hauptventile, Betätigungsbälge mit Stechern, Ladenventilen und deren Federn sind erneuert.
Die Violinen waren glücklicherweise in einem sehr guten Zustand, so dass ich nur eine Pfeife öffnen und nachintonieren musste.
So spielen und klingen alle Violinen im Originalzustand wie am ersten Tag.
Die Teile des Systems waren in sehr unterschiedlichen Zustand.
Die Ursache dafür ist eine Zerlegung und Lagerung in unterschiedlichen Räumen.
So sind der Balg, Spieltisch, Klaviermechanik und weitere Teile auf einem Speicher aufbewahrt worden, während der Kasten mit restlichen Teilen im Parterre verblieb.
Die Demontage ist nicht fachmännisch erledigt worden, auseinanderreißen wäre die treffendere Beschreibung.
So hat man alle Bleileitungen von Spieltisch und Lade abgerissen, und den vorderen Teil vom Balg einfach abgesägt, um diesen aus dem Kasten heraus zu bekommen (was nur nach Ausbau der Klavierraste rückwärtig möglich ist)
Auch die Pappkondukte (Luftleitungen) waren nur noch in Fragmenten zu finden.
So waren acht verschiedene Durchmesser anzufertigen (Diese Papprören habe ich von Handgefertigt), insgesamt ca. 20 Meter.
Nach Legen und Verleimen der Pappröhren sind diese mit einer Siena Leimfarbe gestrichen worden, wie bei Weber Orchestrien üblich.
Die Bleileitungen wurden durch extra angefertigte Blei-Antimonlegierten Rohre wieder erstellt, hierbei waren 235 Meter, ca 18 Kg notwendig.
Zudem war erst eine genaue Planung der etwa 170 Luftverbindungen nötig.
Es waren einige Schaltbälge und Teile zu ergänzen, sowie stark verwurmte Teile zu ersetzen.
Der Spieltisch ist bis ins Detail entrostet und überholt, auch die Schrauben sind neu gefärbt und teilweise Fehlende angefertigt (es sind keine metrischen Gewinde bei Weber benutzt worden).
Die Notenleiste ist überfräst und die Rillenwalze nachgeschliffen, so daß eine Parallelität von ca. 2/100 mm erreicht wurde.
Die Gummiwalzen sind neu vulkanisiert und geschliffen.
Die Blenden am Spieltisch, welche nicht vorhanden waren, wurden aus Buche gefertigt und im Originalrot gefärbt und lackiert.
Die fehlenden Schalter für „an, ab, zurück“, und das Schildchen mit Gravur sind ebenfalls neugefertigt, da sie fehlten.
Auch der Balg der Notenbremse wurde rekonstruiert.
Balg und Betonungs-System:
Die gesamte Balganlage ist überarbeitet, viele Holzteile neu verleimt, ergänzt und der vordere Teil angesetzt, da er abgeschnitten war.
Anschließend ist der Balg neu beledert und die Forte-Piano Schaltungen überarbeitet.
Neue Stützfüße wurden eingesetzt und eingepasst.
Das Betonungssystem und die Reserven für Druck und Saugwind waren zu belegen und zu garnieren, sowie die umlaufenden Leisten zu erneuern. Beledern und revidieren der übrigen Bälge im unteren Kasten
Lager der Kurbelwelle überarbeiten. Erneuern der Halterungen und lackieren aller Holzteile.
Verschiedene Bereiche:
Der Antrieb ist überarbeitet, alle Holzriemenscheiben erneuert und gelagert.
Mit gutem lohegegerbten Rundriemen versehen. u.s.w.
Die Schrauben des Orchestrions, ca. 600 Stück, wurden mit einer aufwändigen, mehrstufigen Prozedur aufgearbeitet, durch Glasperlenstrahlen, anschließendes Trowalisieren mit Keramikschleifkörpern und Endbehandlung mit Nussschalen Granulat.
Durch die Aufarbeitung konnten 80% der Schrauben wiederverwendet werden. (Wichtig, da moderne Holzschrauben andere Gewindegeometrien aufweisen und mit dem alten, eingeprägten Schraubensitz im Holz nicht harmonieren).
Die Leuchten wurden aufgearbeitet, durch Feinstrahlen mit Glasperlen und Anschließendem polieren sowie Zaponieren.
Die Leuchtenfransen waren nicht mehr vorhanden und wurden durch schlichte, traditionell handgefertigte Perlfransen aus Venedig ersetzt.
Umbau der Beleuchtung auf Schwachstrom.
Das Klavier wurde von der Firma Lepthien überarbeitet und einige Teile in meinem Hause vorgearbeitet.
Das Klavier hatte in den Jahrzehnten deutlich gelitten da rückwärtig die abstrahlende Feuchtigkeit der Hauswand dem Holz stark zugesetzt hat.
Rastenteile mussten erneuert werden da sie stark verwurmt waren.
Einige Leimungen mussten geöffnet und nachgeleimt werden.
Die Mechanik ist durchgearbeitet, erneuert wurden die Wirbel, Seiten, Hammerköpfe und Filze.
u.s.w.
Neue Verdrahtung der Elektrik, außer Funktion setzen der Quecksilberschalter und ersetzen der Funktion durch versteckte Mikroschalter in Schwachstrom.
Zum Schluss noch genaue Justage des Spieltisches, der Ladenventile und der Betonung, Jalousien usw.
Die Aufzählung der Arbeiten kann hier nur einige Teile anschneiden, was bei rund 1480 Stunden Arbeit verständlich wird.
Es sind enorm viele Arbeiten nötig gewesen, viele Teile benötigten mehr Aufwand zu restaurieren als eine Neuanfertigung gebraucht hätte.
Im Ganzen ist fast alles Vorhandene wieder zu verwenden gewesen, so daß abzüglich der Teile die fehlten und denen, die ersetzt werden mussten, der Anteil der Original-Substanz bei ca. 95 % liegt.
Das Ergebnis ist meines Erachtens eine vollständige klangliche, technische und optische Wiederherstellung des Instrumentes, was nach 90 Jahren in einer Feinheit und Differenzierung spielt, die bei Orchestrien kaum zu finden ist.
Wer sich Zeit nimmt, das Instrument einige Male in Ruhe zu hören, wird jedes Mal mehr und mehr von der Lebendigkeit und künstlerischen Qualität bemerken.
Eigentlich selbstverständlich, aber hier doch festgestellt. bei den Arbeiten wurden ausschließlich Glutin-Leime, Knochen- und Leder/ Hautleime) verwendet-
Auch wurde restauratorisch verantwortungsvoll sowie materialgerecht gearbeitet.